Kapitel 5: Die Schule der stillen Begegnung

Veröffentlicht am 28. September 2024 um 01:32

"Das ist es!" Lieblingsmensch klatschte vor Freude in die Hände, "Wie holen die Forscher aus den Labbern und in den Wald!" "Hä?", machte Zweistein und tapste auf einem Stapel Papier herum. Lieblingsmensch setzte sich wieder. "Wir könnten Stundenlang mit den Wissenschafrlern vom FFEI diskutieren. Ich sag dir, es würde nichts bringen. Sie lieben Diskurieren. Dabei verschwenden wir nur Zeit. Wir werden sie begeistern. Sie dürfen forschen, ja, aber unter freiem Himmel und mit euch Wildtieren um sie herum. Ich werde nicht mehr versuchen, mit Argumenten zu überzeugen. Ich weiß doch eh nicht die letzte Wahrheit. Aber hey, das sind doch Menschen! Sie sollten nicht ihr Leben wie die Labortiere hinter weißen Wänden verbringen, selbst wenn es nun Watte und Glitzer gibt. Lass sie uns begeistern, das Leben auf eine ganz andere Art zu erforschen. Ich könnte mir vorstellen, dass sich hierdurch auch die ein oder andere Sichtweise auf ihre Experimente ändert.. Vielleicht auch nicht. Wir werden aber davon berichten und dann erfahren auch andere davon. Vielleicht sehen andere dann, dass diese Meditier-Versuche an den Labormäusen unnötig und leidvoll sind. Vielleicht erkennen andere, dass es mehr als nur einen Weg gibt, Menschen zu zeigen, wie sensibel Tiere sind. Wenn wir stille Begegnungen zwischen Mensch und Tier ermöglichen, völlig freiwillig für alle Beteiligten, dann können wir wertvolles zum Leben beitragen, daran glaube ich."

Zweistein rieb seinen Schnabel an Lieblingsmensch. Dieser seufzte: "Wir nennen es die Schule der stillen Begegnung." Das Käuzchen stimmte ein "Wuhu!" Da lächelte Lieblingsmensch, "Vielleicht wird dann auch dem Professor klar, dass Meditation nicht gleich Meditation ist. Schon lange ist mir sein Meditationsinstut suspekt. Tempel für positive Gehirnwäsche heißt es, ich weiß ja nicht, ich würde um sowas einen großen Bogen machen. Vielleicht wird er merken, dass er diese Forschung gar nicht braucht und dass er das, wonach er sucht, genau hier bei Euch Tieren im Wald findet."

Zweistein gurrte: "Vielleicht. Vielleicht aber auch nicht. Ihr Menschen könnt kompliziert sein." Leiblingsmensch seufzte: "Du hast Recht. Aber egal was diese Wissenschaftler machen, das liegt in ihrer eigenen Verantwortung. Ich aber habe nun den tiefen Wunsch einen Raum zu geben für das, wonach sich Lebewesen sehnen, nach Begegnung, die berührt."

"Wie willst du es machen?" fragte Zweistein seinen Lieblingsmenschen. Dieser hielt kurz inne, wurde ganz ruhig und sprach: "Wir schreiben ein Buch mit Meditationsanleitungen und wir gehen mit Menschen raus in die Natur und meditieren mit euch Tieren. Mehr nicht. Manchmal reicht schon genau das."

"Ein Buch? Ich dachte, du gründest eine Schule?"

Lieblingsmensch schüttelte den Kopf: "Es braucht nicht noch mehr Wissen. Es braucht Geschichten die berühren und es braucht das Leben, das berührt. Wir wollen spüren und wahrgenommen werden. Vielleicht sucht dieser Professor deshalb auch nach Anerkennung? Wer weiß. Das mit der Schule, das ist nur der Titel des Buches. Eine Meditation habe ich gestern schon geschrieben. Soll ich sie dir vorlesen?" "Gerne", antwortete Zweitein. "Danach darfst du sie aber auch gerne gemeinsam mit mir ausprobieren. "Sehr gerne" lächelte Lieblingsmensch. "Nun denn, es geht los. Unsere erste Meditation ist die Sternenstaub-Meditation." Zweistein kicherte: "Nicht schon wieder Glitzer!"

 

Karl-Heinz das Eichhörnchen legte seine Skartkarten zur Seite. "Sag Herbert, und das soll ich dir alles glauben?" "Hm", machte Herbert. Das graue Eichhörnchen nippte an deinem Himbeersaft: "Das FFEI, der Professor, Meditation mit Labormäusen, das klingt doch total verrückt. Ist das alles wahr oder hast du dir das ausgedacht?" Die kleine Schwalbe pickte an ihrer Himbeere herum: "Mal so....und Mal so....Aber es ist schon unglaublich." "Das ist es" stimmte das Eichhörnchen ein.

Da horchten sie auf. "Ist sie das?" Die kleine Schwalbe nickte. "Diesmal komm ich mit" keckerte Karl-Heinz. Leisen Pfotenschrittes und Flügelschlages verließen sie die Baumhöhle.

Das kleine Mädchen saß ganz still, horchte und spürte. Der Wind war mild. Ein Sonnenstrahl schien durch die goldgelben Blätter. Es roch nach Herbst. Sie atmete tief ein. Da vernahm sie ein leises, schnelles Kratzen hinter sich am Baumstamm. Das Geräusch kam den Baum hinab. Sie spürte es an ihrer rechten Hand kitzeln, samtweich und luftig. Ein kleiner grauer Schwanz streifte ihr Bein. Dann hüpfte das Eichhörnchen auf einen umgefallenen Baumstamm, ließ sich nieder und blinzelte dem Mädchen mit halbgeschlossenen Augen zu. "Mach bitte weiter, Mädchen" Sie lächelte still und machte weiter.

Womit sie weiter machte? Mit nichts bestimmten. Sie war einfach da und das Eichhörnchen war da und die Schwalbe über ihr und Herr Eichel kam nun auch dazu. Über ihnen hörte man ein sehr leises "Wuhuhuhuu..." gefolgt von einem zarten Schnarchen.

Die Schule der stillen Begegnung, sie ist überall, in einem Buch, einer Geschicht oder genau dort, wo wir gerade sind.

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